Griechische Philosophie

Griechische Philosophie

Griechische Philosophie. Nach dem Zeitalter der sog. Sieben Weisen (s.d.) traten in den griech. Kolonien etwa seit 600 v. Chr. die ion. Naturphilosophen Thales, Anaximenes und Anaximander auf; bald darauf begründete in Großgriechenland Pythagoras die wissenschaftliche Behandlung des monotheistischen Gottesbegriffs und beförderte in der von ihm gestifteten Schule hauptsächlich die mathem. Studien; ihm folgte Xenophanes mit Verkündigung einer reinen Gotteslehre. Die von Heraklit und Parmenides, dem Begründer der Eleatischen Schule, aufgestellten beiden Gegensätze des metaphysischen Standpunktes suchten Empedokles, Anaxagoras und die Atomisten Leucippus und Demokritus zu versöhnen, während die Pythagoreer die Grundformen alles Seins durch das Zahlensystem symbolisierten. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. kam die anthropol. Richtung auf, zunächst in den Sophisten, die allen menschlichen Gedanken nur relative Wahrheit zuerkannten; ihnen trat Sokrates mit seiner methodischen Bearbeitung der Begriffe und Aufstellung eines sittlichen Ideals entgegen. Aus seiner Tugendlehre gingen die Schulen einesteils der Kyniker (Antisthenes, Diogenes), andernteils der Kyrenaiker (Aristipp) hervor, während auf Grundlage der Sokratischen Begriffsmethode die G. P. in Platons Ideenlehre ihre höchste Vollendung erreichte und von Platons großem Schüler Aristoteles, der den Platonischen Dualismus zu überwinden bestrebt war, zu einem abschließenden System geführt ward. Neben der von Aristoteles gestifteten Peripatetischen Schule und der Schule des Platon (Akademie) bildeten die Stoiker (Zeno) die zynische, die Epikureer die cyrenaische Ethik feiner aus. Die Skeptiker (Pyrrho, Arcesilaus, Karneades, Änesidemus) verfochten den Zweifel an der Möglichkeit abschließender Erkenntnis. Später, bes. zur Zeit der röm. Weltherrschaft, griff die eklektische und synkretistische Richtung um sich. Vergeblich suchte die Neuplatonische Schule dem sich ausbreitenden Christentum entgegenzuwirken; mit dem Schlusse der Athenischen Schule (529 n. Chr.) zeigte sich auch äußerlich das Ende der G. P. – Geschichte der G. P. von Zeller (5. Aufl. 1892 fg., und »Grundriß«, 6. Aufl. 1901); Gomperz, »Griech. Denker« (2. Aufl. 1903 fg.), Kalthoff (1901).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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